E: Konkrete Techniken für die Umsetzung der 7 Schritte zur
hypnotherapeutischen Traumabearbeitung
von Wolfram Dorrmann
Psychotherapie bei traumatischen Erlebnissen - konkrete
Techniken
Schritt 1-4 |
Schritt 5 | Schritt 6-7
zu Schritt 1: Laß deinen Klienten (bzw. Übungspartner)
ein Erlebnis aus der jüngeren Vergangenheit finden, wo er sich "klein" und
oder der Situation im Verhalten nicht angemessen gefühlt hat (=
Spontanregression od. Problemtrance).
Diese Art des Einstiegs ist vor allem für die Übungssituation im
Seminar gedacht. Mit den Ptn wird man natürlich von einer
problemrelevanten Situation ausgehen. Eine Situation, in der der Pt so
etwas wie eine Problemtrance oder Spontanregression erlebt, und man ein
unbewußtes Trauma vermuten kann.
Andererseits muß der Einstieg auch nicht immer beim 1. Schritt
stattfinden. Zum Beispiel wenn ein Pt sein Trauma erinnert (bewußte
Traumata), kann man ihn gleich beim 4. Schritt einsteigen lassen.
Wichtig! Es ist immer möglich, wenn der Prozeß irgendwo absichtlich
oder unabsichtlich abgebrochen wurde, an irgendeiner geeigneten Stelle
wieder einzusteigen, um ihn positiv oder zumindest mit einem neutralen
Gefühl abzuschließen.
zu Schritt 2: Etabliere dann bei deinem Klienten durch
geeignete Fragen ein inneres Bild von dieser Situation und orientiere
seine Wahrnehmung auf die dazugehörigen Gefühle und entsprechenden
körperlichen Reaktionen.
(1) Laß dir beschreiben, wie die Problemsituation genau ausgesehen hat
oder das Erlebnis verlaufen ist. Zur Unterstützung kann man dem Ptn auch
vorschlagen, die der Situation entsprechende Körperhaltung einzunehmen
(state-dependent-memory) und die Augen zu schließen, oder einen Punkt zu
fixieren (Tagträumen):
Wann haben Sie eine solche Situation zuletzt erlebt.
Da es ja in der nahen Vergangenheit liegt, können Sie ganz leicht
hingehen.
Wenn Sie sich erinnern, was sehen Sie dann als Erstes vor Ihrem inneren
Auge?
Wenn Sie jetzt Ihren Körper in eine Haltung bringen, die zu diesem
Erlebnis paßt, wie würden Sie dann hier sitzen?
Gehen Sie genau an den Punkt, wo Sie dieses Gefühl von Starre ganz
deutlich erlebt haben.
(2) Um die Vorstellung noch intensiver werden zu lassen, ist es
günstig, neben den Inhaltlichen Aspekten auch die in diesem
Vorstellungsbild vorhandenen Sinnesmodalitäten und einige Submodalitäten
zu erfragen
Vielleicht können Sie das Erlebnis jetzt nochmal so intensiv wahrnehmen
(nacherleben), daß Sie sogar Geräusche oder Stimmen hören können?
Sind die Stimmen laut oder leise? Aus welcher Richtung kommen sie? etc.
Achte darauf, ob dabei von deinem Ptn noch andere Sinnesmodalitäten
angesprochen werden und greife sie auf, oder spreche sie selbst an. Z.B.:
Gibt es dort auch etwas zu riechen?
Ist der Geruch angenehm oder unangenehm?
Wie würden Sie ihn beschreiben, frisch oder faulig oder wie anders?
Setze dies fort, bis du genau weißt, was dein Pt sieht, hört, spürt,
riecht und vielleicht sogar schmeckt. Du kannst natürlich zwischendurch
auch auf inhaltliche Aspekte eingehen z.B.:
Wieviele Menschen sehen Sie da? - Wie groß erscheint Ihnen Ihr Gegenüber?
(3) Es kann sein, daß dein Pt bei Fragen nach der kinästhetischen
Wahrnehmung schon von seinen Gefühlen gesprochen hat. Mache ihn jetzt
nochmal darauf aufmerksam oder frage ihn nach den Gefühlen, die diese
Vorstellung begleiten:
Sie haben gesagt, daß Sie sich dabei sehr hilflos fühlen, welche
körperlichen Empfindungen haben Sie dabei?
Wo spüren Sie diese am deutlichsten in Ihrem Körper?
Hat sich auch das unangenehme Gefühl schon eingestellt?
Ist es genau dieses Gefühl, welches Sie meinen? Könnten Sie es nochmal
beschreiben?
Wie spüren Sie diese Hilflosigkeit, Unterlegenheit, Hoffnungslosigkeit
...? Wo im Körper empfinden Sie das?
Können Sie das Gefühl noch intensiver werden lassen?
Seien Sie sich sicher, daß Sie jetzt wirklich dieses bekannte Gefühl
erleben.
Manchmal können auch zwei Gefühle wahrnehmbar sein: Ein angemessenes
erwachsenes Gefühl (z.B. Ärger über den Chef wg. Ungerechtigkeiten) und
ein unangemessenes kindliches Gefühl (z.B. gleichzeitige Hilflosigkeit und
Gelähmtsein. Dann sollte man natürlich mit dem unangemessenen
weiterarbeiten.
zu Schritt 3: Laß ihn dann mit diesem Gefühl innerlich zu
dem Ereignis (zurück-) gehen, wo dieses Gefühl zum erstenmal in seinem
Leben aufgetreten ist
In diesem Schritt wird die "Affektbrücke", das "emotionale/körperliche
Gedächtnis" (auch state-dependent-memory genannt) aktiviert.
Jetzt ist es auch möglich, wenn Sie sich wirklich in diesem
Gefühlszustand befinden, zu schauen, was das eigentliche Problem ist,
welches dahinter liegt.
Wie lange kennen Sie dieses Gefühl schon, was meinen Sie? - Mehr als 10
Jahre?
Wie alt kommt Ihnen das Gefühl vor?
Lassen Sie sich so klein werden, wie es zu diesem Gefühl paßt.
Wie alt fühlen Sie sich? - Fühlen Sie sich erwachsen oder jünger? - Schon
in der Schule oder noch jünger?
Wenn Sie jetzt mit diesem Gefühl als Erkennungszeichen in Ihre
Vergangenheit zurückgehen, wohin führt Sie das?
Wenn Sie das Gefühl nehmen und wie an einem Geländer an diesem Gefühl
entlang in die Vergangenheit gehen, an allen Erlebnissen entlang, bis Sie
an das erste Erlebnis kommen, wo dieses Gefühl zum erstenmal entstanden
ist.
Nehmen Sie Ihr Gefühl wie einen Schlüssel und suchen Sie einfach das
Erlebnis in Ihrer Vergangenheit, das wie ein Schloß zu diesem Schlüssel
paßt.
Lassen Sie sich von diesem Gefühl führen, wo immer es Sie auch hinführt,
dahin, wo auch immer es begonnen hat.
Gehen Sie einfach durch Ihre inneren Räume wie durch eine Ausstellung und
schauen Sie sich alle Bilder oder all diese kleinen Filme an.
Lassen Sie sich Zeit, zu spüren, zu welchen Bildern das Gefühl Sie
hinzieht, oder welche Bilder von Ihrem Gefühl angezogen werden.
Arbeit mit Zeitlinien: Wenn Sie nach Innen gehen, merken Sie genau,
in welche Richtung Sie sich innerlich bewegen müssen, um in Ihre
Vergangenheit zu gehen. Oft sind die Erinnerungen wie an einer Straße oder
einer Linie angeordnet. ... Sie können nach oben gehen und darüber
schweben, so daß Sie Ihre gesamte Vergangenheit und auch die Zukunft
überblicken können. ... Sie können sich jetzt über dieser Linie entlang
schweben, soweit, bis Sie eine Stelle finden, wo dieses Gefühl wieder da
ist. Es kann sein, daß Sie an dieser Stelle erst gar nichts sehen, und nur
die Gewißheit da ist, daß hier genau dieses Gefühl seinen Platz oder sogar
seinen Ursprung hat. --> Fragen, was an dieser Stelle zu hören ist; was
passiert, wenn der "Nebel" weggeblasen oder irgendwie anders aufgelöst
wird; wenn ein Scheinwerfer, eine Kerze diese Dunkelheit heller machen
würde, wenn man Licht (eines Scheinwerfers) darauf fallen lassen würde.
Laß dir ein Zeichen geben, daß der Pt ein Erlebnis gefunden oder
ausgesucht hat:
Sie können mir mit einem Kopfnicken zeigen, daß Sie angekommen sind und
Ihr Gefühl gut dazu paßt.
zu Schritt 4: Ist er dort angekommen, so hilf deinem
Klienten durch Fragen, die relevanten Aspekte des Erlebnisses zu schildern
und zu erinnern.
An welchem Punkt/Ort in der Vergangenheit/Erinnerung stehen/sind Sie
jetzt? (Weiter im Präsens formulieren!)
Wie alt fühlen Sie sich, wenn Sie das erleben?
wenn Sie dieses Gefühl haben?
Fühlen Sie sich erwachsen, so alt wie Sie jetzt sind oder jünger?
Sind Sie schon in der Schule oder noch im Kindergarten?
Wenn du merkst, daß sich der Pt assoziiert in einer sehr frühen
Problemsituation befindet, kann es sinnvoll sein, zum "Du" überzugehen und
auch die Sprache diesem Alter anzupassen:
Noch gar nicht in der Schule! Dann könnte es wohl passender sein, wenn
ich Sie jetzt mit Du anrede. (Auf Zustimmung warten)
Und Du kannst mir erzählen, was Du da gerade erlebst. (Präsens!!!)
Meist ist es gar nicht nötig und auch gar nicht sinnvoll, das Erlebnis mit
Hilfe von Submodalitäten zu intensivieren, weil es sich sehr schnell und
fast schon zu stark "aufgedrängt" hat. Dann kannst du gleich zu den
inhaltlichen Aspekten auf den verschiedenen Wahrnehmungsebenen übergehen,
z.B.:
Wo bist Du jetzt? ... Bist Du da alleine? ... Wer ist alles noch dabei?
... Wieviele Menschen siehst Du da? ... Bist Du da im Freien oder in einem
Raum? ... Spricht jemand oder sind da noch andere Geräusche? ... Wie groß
erscheinen Dir die Menschen? ... Gibt es auch bestimmte Gerüche?
Fällt es dem Pt schwer, das Erlebnis deutlich zu erinnern, kann es eine
Hilfe sein, wieder mit den Submodalitäten zu arbeiten (siehe Schritt 2).
Das Ansprechen dieser Kategorien hilft dem Ptn, die Erinnerung assoziiert
zu erleben; z.B. durch Formulierungen wie:
Schau mal, was Du siehst. (Präsens!!)
Wenn Du eine Stimme hörst, dann achte darauf, aus welcher Richtung sie
kommt und wie laut sie ist ... - Wenn die Erinnerung nur undeutlich ist,
dann laß auch die Stimmen oder Geräusche dazukommen. - Schau mal, ob das
Bild farbig ist, ... welche Farben in dem Bild vorherrschen oder ob es nur
schwarz-weiß ist. - Wie fühlen sich die verschiedenen Dinge an, wenn Du
sie anfaßt?
Dissoziiert: Ist es ein stehendes Bild oder ist da Bewegung, wie in einem
kurzen Film? - Wenn es flächig ist, wie ein Foto, dann schauen Sie, ob es
auch einen Rahmen hat.
Da der Pt sich in einem regredierten Zustand befindet, muß er auch mit
angemessen einfachen (oft kindlichen) Formulierungen angesprochen
werden!!!!
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