Psychotherapie bei traumatischen Erlebnissen - konkrete
Techniken
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Techniken zur Bearbeitung des identifizierten traumatischen Erlebnisses.
Nun sind verschiedene therapeutische Strategien / Techniken zur
eigentlichen emotional-imaginativen Umstrukturierung möglich:
Wichtig: Bei extrem traumatischen Erlebnissen ist es sinnvoll die
Erinnerung gleich dissoziiert zu aktivieren oder sofort bei Aufleben der
Erinnerung mit beschützenden Interventionen zu arbeiten, z.B. die
Begleitung durch den Th. ansprechen und betonen:
Es ist alles in Ordnung, ich bin bei Dir und Du kannst alles erleben,
was wirklich passiert.
Wenn Pt z.B. irrationale Befürchtungen haben, z.B. es nicht auszuhalten
oder gar zu sterben, sind entsprechende Sicherheit schaffende Angebote
notwendig, welche die Ängste entkräften:
Was Du befürchtest wird nicht eintreten, Du kannst Dich jetzt sicher
fühlen! Du wirst auch nicht sterben, auch wenn Du das befürchtest -
gleichgültig, was jetzt passiert.
Wenn Ptn das Erlebte nicht wahrnehmen wollen, können sie das zunächst auch
dosiert tun:
Du kannst auch nur ganz kurz mal hinschauen und dann wieder weg
Vielleicht ist es möglich nur einen Teil der Erinnerung anzuschauen, so
daß Ihr Gefühl dabei nur so stark wird, daß du es wirklich ertragen
kannst.
---> Wenn Ptn ihr Erlebnis nicht berichten können/wollen, weil dies das
Gefühlserleben noch unangenehmer werden ließe kann man eine dissoziierte
Sicht (s. auch Arbeitspapier zu Pkt 5b) vorschlagen:
Du kannst auch innerlich einige Schritte zurückgehen und aus dem ganzen
Geschehen heraustreten. - Sie können sich dann das ganze Erlebnis wie
einen Kinofilm anschauen, in welchem Abstand sehen Sie dann das Bild?
Wie ändern sich Ihre Gefühle, wenn Sie das aus dieser Entfernung
anschauen?
Beachte, daß dein Pt über diese Erlebnisse vielleicht noch nie mit einer
anderen Person gesprochen hat. Behutsamkeit bei gleichzeitiger
therapeutischer Sichherheit und Klarheit sind in dieser Phase sehr
wichtig!!!!
Die ersten vier Techniken (5a-5d) sollen helfen, für die weitere
Bearbeitung des Erlebnisses eine Grundlage zu schaffen bzw. die
eigentliche therapeutische Bearbeitung zu erleichtern. Sie können selbst
schon therapeutische Effekte haben, jedoch ist dies nicht notwendigerweise
so.
5 a) Therapeutische Stellungnahme zum Problem der Schuld
bzw. Verantwortlichkeit der Personen in der in der konkreten Situation
(1) Es muß vom Therapeuten immer klar herausgestellt werden, daß das
Kind keine Schuld haben kann. Es sind immer die beteiligten Erwachsenen
oder die Umstände verantwortlich zu machen um irrationale Schuldgefühle
aufzulösen.
Gibt es jemanden außer Dir, der auch glaubt, daß Du die Schuld an allem
hast?" ... Hat er Dich überzeugt? ... Wie hat er das geschafft?
(2) Das Verhalten (Aktivität, Passivität) des Ptn in der Situation
verstehen und ggf. als beste einem Kind zur Verfügung stehende Lösung (mit
dem Wissen, welches es damals hatte) bewerten (a) oder bewerten lassen
(b). Herausarbeiten oder herausstellen, daß das Kind keine Wahl hatte und
sich gar nicht anders verhalten konnte als so. Das war die einzige Lösung.
(a) "Das ist eine Ungeheuerlichkeit. So etwas darf keinem Kind angetan
werden!"
"So etwas sollte niemand erleben müssen!"
"Kein Kind ist schuldig dafür, daß es auf die Welt kommt"
"Jedes Kind wäre da hilflos, wehrlos!"
(b) "Kann man einem Baum, den man gepflanzt hat, vorwerfen, daß er
wächst?
"Wenn das jetzt ein anderes Kind wäre, würde dieses Kind sich anders
verhalten?"
(3) Differenzierung von Verhalten und Impuls:
"Du hast das Beste gewollt. - Man kann von keinem Kind verlangen, daß
es immer gleich weiß, was das Richtige ist, was getan werden müßte?
(4) Differenzierung zwischen der gelernten Überzeugung und einer
objektiveren Sicht des Geschehens:
"Wie kann es kommen, daß ein Kind dann denkt, es sei selbst daran
schuld"
"Was müßte man dem Kind jetzt sagen, damit es weiß, daß es nichts Falsches
gemacht hat?"
daß man ihm wirklich keine Schuld geben kann?" ...
"Hat das Kind das auch gehört? ... Wenn nicht, dann sagen Sie (das
Erwachsenen-Ich) ihm das ganz deutlich, daß es selbst überhaupt keine
Schuld hat."
(5) Am besten ist es natürlich, wenn der Pt. zusätzlich selbst gegen seine
inneren Schuldvorwürfe ankämpft. Durch vorsichtiges (!) Hinterfragen ob er
nicht vielleicht doch auch Schuld gehabt hat, kann die neue Meinung des
Ptn oft stabilisiert werden. Er ist letztlich der einzige, der die
Selbstvorwürfe vollständig entkräften kann.
"Bist Du jetzt wirklich sicher, daß die Erwachsenen etwas Falsches
machen?"
5 b) Dissoziation des Erlebnisses zur Schaffung von
innerer Distanz.
(1) Wenn die erinnerten Situationen sehr belastend sind oder sich die
erinnerten Erlebnisse sehr dramatisch entwickeln, kann die gefühlsmäßige
Beteiligung des Pt so extrem werden, daß es nötig ist, ihm vorzuschlagen,
die Situation gleich von außen zu betrachten oder ihm anzubieten, aus
diesem "Film" auszusteigen (Wie der Hauptdarsteller in dem
Woody-Allen-Film Purple Rose of Cairo):
- Wenn Du jetzt mit Deinem Bewußtsein aus diesem Bild herausgehst und
es von außen betrachtest, wie weit sind Sie entfernt?
- Gehe einfach innerlich einen Schritt zurück, so daß Sie sich selbst von
hinten sehen können.
- Um sich vor diesen schlechten Gefühlen zu schützen, ist es gut, wenn Sie
sich das was damals geschehen ist, auf einer Kinoleinwand anschauen. ...
Wie weit sind Sie weg? Wenn es noch zu unangenehm ist, gehen Sie noch
etwas weiter zurück.
(2) Wenn noch mehr Distanz nötig ist, kann man auch den dissoziierten
Zustand weiter dissoziieren:
- Und wenn Du jetzt aus Deinem Körper heraustrittst, dann können Sie
sich zuschauen, wie Sie selbst sich diesen Filmaussschnitt Ihres eigenen
Lebens anschauen.
Welche körperlichen Veränderungen spüren Sie dabei?
- Man muß auch nicht ständig hinschauen, manchmal ist es gut hin- und dann
wieder wegzuschauen. (Dosieren, graduelle Annäherung).
(3) Einsatz von Verfremdungen z.B. durch Submodalitäten:
- Wenn Sie jetzt einfach aus dem Bild/Film die Farbe wegdrehen, wie Sie
das bei Ihrem Fernsehr tun können, wie verändert sich dann Ihr
Körpergfühl?
- Probieren Sie, ob Sie über das Bild einen durchsichtigen Vorhang ziehen
können.
(4) Aus der sicheren Distanz heraus kann der Pt das Ereignis dann neu
bewerten oder zusammen mit dem Therapeuten neu "Regie führen" und zwar mit
den gleichen Methoden, wie sie hier unter 5a) bis 5m) beschrieben sind.
Bei dieser Technik muß beachtet werden, daß die Lösung für die
Problemsituation irgendwann vom Klienten möglichst auch assoziiert erlebt
werden sollte:
Ich möchte, daß Sie spüren, wie er es spürt, wenn er sich jetzt
sicherer fühlt.
Wenn Du das jetzt auf eine andere Art erlebst, - dann kannst Du mir auch
sagen, wo Du das Gefühl von Sicherheit im Körper am deutlichsten spürst.
5 c) Abtrennung und Verlegung einer mit dem Erlebnis eng
verbundenen wichtigen Erkenntnis oder eines sinnvollen positiven
Lerneffektes (Fähigkeit).
(1) Es gibt kaum ein negatives Erlebnis, aus dem man nicht auch etwas
Positives lernen kann. Diese positive Leistung des Klienten sollte
herausgestellt werden (sie muß oft erst bewußt gemacht werden), auch um
den bei diesem Erlebnis möglicherweise entstandenen instabilen Selbstwert
zu stabilisieren.
Wenn Sie sich dieses Erlebnis jetzt mit Ihrem erwachsenen Auge
anschauen, und Sie würden erkennen, daß Sie aus dieser Erfahrung damals
auch etwas gelernt haben, - etwas das Ihnen in Ihrem späteren Leben
vielleicht sogar geholfen hat, - was könnte das sein?
oder
Was haben Sie Wichtiges/Positives gelernt, in bei diesem Erlebnis.
Bei der Suche nach positiven Effekten der traumatischen Situation ist
manchmal etwas Hartnäckigkeit (verbunden mit großem therapeutischem
Optimismus) notwendig, da positive Aspekte nicht offensichtlich sind, und
vom Klienten auch bei bestem Willen nicht gefunden werden können. Übung
und Erfahrungen mit der positiven Konnotation aus der Systemischen
Therapie können hier dem Therapeuten von Nutzen sein. Weitere Anregungen
bietet auch das Buch von Nosrat Peseschkian: Positive Psychotherapie
(2) Bearbeitung des Widerstands: Natürlich sollte dieser oft wichtige
Lerneffekt bewahrt werden, bevor das Erlebnis therapeutisch neu
strukturiert wird. Dies hilft, den verständlichen "Widerstand" zu
reduzieren, der sich oft einstellt, wenn man den Patienten anleiten will,
sich von der traumatischen Erfahrung "zu trennen".
- Diese (lebens-)wichtigen Erfahrungen/Erkenntnisse sollte Ihnen in
jedem Fall erhalten bleiben!
- Gibt es ein Ereignis, bei dem Sie dieses Wissen/Fähigkeit gut brauchen
konnten? ... Es ist gut, wenn es ein Erlebnis ist, welches zeitlich näher
bei dem problematischen Erlebnis liegt, aber einen positiven Ausgang hat.
Wenn es mehrere Erlebnisse sind, dann laß deinen Klienten das mit dem
besten Gefüh / größten Erfolg auswählen:
Könnten Sie sich vorstellen, daß dieses Erlebnis als Schublade
(wichtige Quelle) dienen könnte, wo Sie alle diese wichtigen Fähigkeiten
unterbringen können, damit Sie sich wieder schnell an sie erinnern können,
wenn Sie sie brauchen und hervorholen wollen?
(3) Fixierung:
Wie könnten Sie diese Erinnerung so deutlich werden lassen (z.B. durch
Veränderung der Submodalitäten), daß sie alleine ausreicht, um Sie immer
wieder an diese wichtige Lernerfahrung zu erinnern?
oder
Gibt es eine Möglichkeit, mit der Sie sich an dieses ungetrübte
Erlebnis gut erinnern können, wenn Sie irgendwann auf diese
Fähigkeit/Lernerfahrung dieses Wissen zurückgreifen wollen? (Zum Beispiel
ein Gegenstand in dem Bild eine Melodie, eine bestimmte Farbe als sog.
"Anker").
5 d) Die hinter den vordergründigen Gefühlen stehenden
Gefühle oder Bedürfnisse entdecken lassen (oft Wut und/oder Trauer).
Meist sind bestimmte Gefühlsreaktionen in einer traumatischen Phase
"verschüttet" worden, so daß sie im aktuellen Leben nicht mehr oder nur
selten verfügbar sind, oder gar nicht geäußert werden können:
z.B.: Wut ----------> Kränkung, verletzt sein (darf nicht gezeigt werden)
Ärger -------> Wünsche (sind nicht erlaubt)
ungeliebt ----> Wut (ist blockiert)
Trauer -------> Enttäuschung (darf man nicht äußern)
Aggressionen -> Liebe, Wünsche (hat man nicht nötig)
Angst --------> Geborgenheit (darf ich mir nicht wünschen)
gelähmt sein -> Aggressionen (sind böse)
unter Druck --> eigene Motivation u. Ziele (sind nicht wichtig)
zum Platzen --> Weinen (tun nur Mädchen / macht häßlich)
Es ist oft therapeutisch sinnvoll, daß der Pt die mit diesem Erlebnis
verschütteten Gefühle und Bedürfnisse wieder spüren kann bzw. sie sich
eingesteht. So kann man die Erlaubnis zu einer angemessenen Reaktion
geben, oder dazu anleiten:
Wenn jetzt eine(r) käme und Dir erlaubt, das zu sagen oder zu tun,
wonach Dir wirklich ist, was könntest Du dann jetzt machen?
"Was könnte es sein, was Du jetzt gerade ausdrücken möchtest?
was Dir jetzt sehr gut tun würde?
was Du jetzt brauchst
was Dir jetzt helfen könnte?
"Und es kostet sehr viel Energie, sich so zusammenzureißen und nicht zu
weinen, obwohl es doch so erleichternd wäre"
Wenn diese angemesseneren Emotionen nicht ausgedrückt werden können oder
vom Therapeuten übergangen werden, zeigt der Pt in der Regel auch den
verständlichen und natürlichen Widerstand, wenn es um eine imaginative
Umstrukturierung der traumatischen Situation gehen soll.
Zwischenbemerkung:
Auch bei positiven Effekten darf der Prozeß nach dem Einsatz der 4
Strategien (5a -5d) nicht abgebrochen werden. Manche der Techniken können
nämlich sogar pathologischer Natur sein. Wenn Patienten die Dissoziation
als alleinige Überlebensstrategie zur Verfügung haben, dann könnte hier
eine Beendigung die damit verbundenen negativen Effekte unterstützen. Auch
die in 5d) mögliche Überwältigung mit negativen Gefühlen muß weiter
bearbeitet werden.
5 e) Bewertung des Geschehens aus der Sicht des
erwachsenen Klienten oder von möglichen wohlgesinnten Bezugspersonen.
(1) Die für das Alter übliche egozentrische Sicht des Kindes kann
aufgelöst werden, indem man als Therapeut mit dem erwachsenen reifen
Persönlichkeitsanteil (Erwachsenen-Ich) koaliert:
(a) Spontane Äußerungen des Erwachsenen-Ichs aufgreifen und an das Kind
vermitteln:
"Der hat da ganz schönen Mist gebaut." ---> Genau! Hat das gerade die
4jährige R. auch gehört?
(b) Den Pt dissoziieren lassen (siehe Schritt 5b) und ihm vorschlagen, das
Geschehene aus der Erwachsenenposition zu betrachten:
- Wenn Sie sich jetzt vorstellen, daß das alles einem anderen Kind
geschieht, wie würde sich dieses Kind verhalten? Welche Gefühle hätte
dieses Kind? (==> genauso hilflos)
- Wie fänden Sie es, wenn sowas Ihrem eigenen Kind passieren würde? (==>
Parteinahme für das Kind und gegen den Täter)
- Schau mal gleichzeitig mit Deinem erwachsenen Auge, wie Sie das finden,
daß der Vater so einfach ohne Erklärung/Abschied geht?
und dann diese neue Sicht dem Kind zur Verfügung stellen lassen:
- Heute wissen Sie, wie sich eine Mutter eigentlich verhalten müßte.
Und wenn Sie den kleinen K. da so stehen sehen, dann wäre es gut, wenn er
das jetzt wüßte, daß er ganz in Ordnung ist. - Sagen Sie ihm das einfach.
- Wie fühlt sich ein Kind, wenn es das weiß? ... Wo können es dieses
Gefühl im Körper wahrnehmen?.... Verändert sich dabei auch die
Körperhaltung? ... Welche neuen Gedanken kommen Dir, wenn Du jetzt so
aufrecht stehst?
(3) Andere gutmeinende Personen hinzuziehen:
Kennen Sie jemanden aus Ihren heutigen Freundes- oder Bekanntenkreis,
der in einer solchen komplizierten Lage erkennen würde, wer recht hat? (4)
Die nun möglichen neuen Verhaltensweisen erfragen, ansprechen oder
vorschlagen:
- Wenn Du nun als Mädchen mit diesem ganz anderen (bzw. guten) Gefühl in
dieses Erlebnis gehst, wie kannst Du Dich jetzt anders verhalten?
- Kannst Du Deiner Mutter jetzt all das sagen, was Dir wichtig ist?
- Was könnten Sie ihm/ihr jetzt sagen / darauf antworten?
- Wie wäre es, wenn Du ausprobieren würdest, ob Du Dich mit diesem Gefühl
besser wehren könntest?
5 f) Neuerleben der Situation durch Einbeziehen dieser
oder einer anderen unterstützenden oder beschützenden Person
(Reparenting).
(1) Eine entsprechende Person in die Situation bringen:
- Kennen Sie jemanden aus Ihren heutigen Freundes- oder Bekanntenkreis,
der da in einer solchen Lage wüßte, was zu tun ist? ...
der helfend/unterstützend/beschützend eingreifen würde?
- Wenn dieser Freund Sie praktisch in der Vergangenheit besuchen könnte,
und das alles jetzt miterlebt, dann schauen Sie sich einfach an, wie er
Ihnen mit seinen Möglichkeiten hilft, da rauszukommen?
- Und wenn jetzt ganz zufällig Ihre Mutter dazukommt, sich auf den Mann
stürzt und ihm mit all ihrem Einsatz in die Flucht schlägt, so daß er sich
nie mehr wieder blicken läßt?
- Wenn Sie die kleine A. dort so stehen sehen, könnten Sie dann jetzt
hingehen, und ihr sagen, daß sie vorsichtig sein sollte, daß sie jetzt
nicht nachgeben sollte,... (weil die Mutter sie nur zu Hause zum Arbeiten
benötigte)
(2) Unterstützung durch den Therapeuten:
Sagen Sie dem kleinen R. auch, daß ich ihn auch verstehe / daß es noch
mehr Leute gibt, die ihn verstehen.
Wenn ich (d.Th.) dabei gewesen wäre, was glauben Sie, hätte ich dann
gemacht?
(3) Fokussieren auf das Gefühl:
Nimm Dir den Raum und spür nochmal, was es bedeutet, so frei zu sein.
Wie verändert sich Ihr Gefühl, wenn Sie das so sehen?
Wie fühlt sich ein Junge, der so einen so tollen Freund hat?
(4) Die entstehenden Perspektiven induzieren:
- Wie anders wäre Dein Leben verlaufen, wenn Du so jemanden als Bruder
gehabt hättest?
- Wie wäre es, wenn Du immer wieder mal auf dem Schoß der Tante hättest
sitzen können?
5 g) Dem "Kind" in der Situation kurze Geschichten
erzählen, oder ihm klarmachen, daß mit diesem Ereignis "das Leben nicht zu
Ende ist", wie es vielleicht vermutet.
(1) Die "schon vergangene" Zukunft als Möglichkeit des Weiterlebens
anbieten:
Und wenn der kleine Rainer jetzt in die Zukunft schauen könnte, dann
sieht er, wie er manche Dinge erfolgreich schafft, die er sich jetzt
gerade gar nicht zutraut ... (entsprechende wirklich gemachte Erfahrungen
aufzählen: Partnerschaften, berufliche Erfolge, etc.)
(2) Inkompatible Zustände oder Prozesse anregen
Bei Problemen von Starre -----> Bewegung, Fließen
Schweigen ----> Reden
nicht fühlen ----> fühlen
zu viel fühlen ----> sehen etc.
induzieren.
(3) Geschichten, Fabeln o.ä. erzählen z.B.
- die Rabenfabel (Tolstoj) bei Ablösungsproblemen erzählen.
- Von der "Unschuld eines Kindes" reden (s.o.)
- Auf ein passendes von den 10 Kinder-Rechten, die von der UNO aufgestellt
wurden, hinweisen:
Das Kind hat ein Recht - auf Zuneigung, Liebe und Verständnis
- auf angemessene Ernährung und medizinische Behandlung
- auf kostenlose Ausbildung - auf volle Gelegenheit zu Spiel und Erholung
- auf besondere Pflege für Behinderte
- darauf, unter den ersten zu sein, wenn in Notsituationen geholfen wird
- darauf, sich als nützliches Mitglied der Gesellschaft heranzubilden
- darauf, sich nach seinen individuellen Möglichkeiten entwickeln zu
können
- darauf in einen Geist von Frieden und weltumfassender Brüderlichkeit
erzogen zu werden
- darauf, in den Genuß dieser Rechte zu kommen, unabhängig von Rasse und
Hautfarbe, von Geschlecht und Religion, von nationaler und sozialer
Herkunft.
Weitere Anregungen für Geschichten:
Lankton C.H. & Lankton S.R. (1991). Geschichten mit Zauberkraft. Die
Arbeit mit Metaphern in der Psychotherapie. München: Pfeiffer
Peseschkian, N.: Auf der Suche nach Sinn. oder: Der Kaufmann und der
Papagei.
Shah, I. (1988). Denker des Ostens. Reinbek: Rohwohlt (viele
Sufi-Geschichten)
Auch bei diesem Vorgehen muß der Pt (zwischendurch) immer wieder auf das
körperliche Erleben aufmerksam gemacht werden:
Wie fühlt er sich jetzt, wenn er das alles hört?
Wie kann er das körperlich spüren, empfinden?
Ich möchte, daß Sie jetzt selbst spüren können, was er spürt!"
5 h) Der Situation eine Lebensgeschichte zugrundelegen,
welche die Entwicklung von Eigenschaften ermöglichte, mit einer solchen
Situation optimal umzugehen.
(1) Die günstigeren Voraussetzungen bestimmen:
Welche Erfahrungen hättest Du schon vor diesem Erlebnis gemacht haben
müssen, damit Du hättest besser reagieren können?
... das vielleicht sogar mit Gelassenheit hättest ertragen können?
... damit Du Dich besser hättest wehren können?
(2) Diese Erfahrungen durcherleben lassen
Probier einfach aus, wie es ist, wenn man soviel Aufmerksamkeit (od.
Geborgenheit ...) bekommt. ...
Wie ein Kind das erlebt, wenn ihm bei den Hausaufgaben vom Vater geholfen
wird.
Welche Gedanken ein Kind dabei hat und welche Ideen es dabei entwickelt.
...
Wie es das im Körper spürt, wenn die Mutter einfach so neben ihm sitzt.
(3) dann die traumatische Situation kompetent neuerleben
Was ist jetzt anders, wenn Du mit diesem Gefühl vor dem strengen Lehrer
stehst? Was machst Du jetzt, wenn er Dich so anschreit?
5 i) Bisherige Lösungen u. -versuche herausstellen und
positiv konnotieren.
(1) Lösungen herausstellen und die eigene Stärke betonen:
Wie hast Du das beendet?
Wie hast Du es geschafft, mit diesen harten (od. schwierigen) Erfahrungen
so weit zu kommen, wo Du heute bist?
(2) Vor allem bei Klienten, die sich vorwerfen, daß Sie sich nie gewehrt
hätten, die Lösungsversuche wieder bewußtmachen und sie positiv
konnotieren:
Wie hast Du versucht, ... Dich zu schützen ... Hilfe zu holen ... Deine
Selbstachtung zu erhalten ... nein zu sagen ... Dich zu wehren etc..
5 j) Lösungen, die vom Klienten in anderen Bereichen
entwickelt wurden, auf die traumatische Situation übertragen lassen.
Z.B. ein Kl. der sich zwar beim Sport heute traut, richtig
herumzubrüllen und auch Schimpfworte zu benutzen, aber in anderen sozialen
Situationen weiterhin gehemmt und überkorrekt ist:
Und Sie wissen heute, daß es richtig gut tun kann und daß es
erleichtert, wenn man einfach alles aus sich herausschreit. Das müßte der
kleine Thomas jetzt auch wissen. Sagen Sie ihm einfach, daß er es sich
erlauben kann. ...
Positive Gefühle von in vorherigen Sitzungen durchgeführten
Altersregressionen einsetzen lassen:
"Und wenn der kleine K. jetzt mit genau der gleichen Sicherheit, mit
der er das Letztemal sich bei der Lehrerin beschwert hat, dem
Nachbarjungen jetzt richtig die Meinung sagt, wie könnte sich das anhören?
- Hören Sie sich an, was er sagt; - in welchem Tonfall er das tut; --- wie
kräftig diese Stimme ist
5 k) Die Zielrichtung des Verantwortlichen in Frage
stellen. Was hätte er an Wissen oder Erfahrungen haben müssen, damit er
sich besser verhalten hätte. Welche persönlichen Probleme oder Defizite
hat er in dieser Situation? Sich die Situation mit der Person vorstellen,
die diese wichtigen Erfahrungen gemacht hat (Parenting).
(1) Zunächst ist es möglich sich selbst als Th. zu fragen, ob der
Verantwortliche wirklich den Ptn gemeint hat, oder ob es möglich ist, daß
er z.B. aus Unwissenheit oder Unsicherheit etwas ganz anderes wollte:
Wie alt war Ihre Mutter damals? - - (Manchmal war sie jünger als der Pt
bzw. die Ptn heute!)
Welche gute Absicht könnte Ihr Vater gehabt haben, wenn er sich so
verhalten hat?
Kann es sein, daß er Dich gar nicht gemeint hat? Daß er einfach Angst vor
den Nachbarn hatte?
Wie wäre es, wenn der kleine Roland gewußt hätte, daß die Mutter damals
große Probleme hatte?
Es ist auch möglich, die beteiligten Personen vom Ptn befragen zu lassen,
was ihre eigentliche Absicht war, oder was in ihrer Lebensgeschichte
passiert ist, das sie zu diesem Verhalten geführt hat.
Außerdem kann man naheliegende Interpretationen anbieten, die der Pt in
dieser Situation und auch als Erwachsener nicht erfaßt:
Wie wäre Dein Leben verlaufen, wenn Dich Dein Vater nicht zur Polizei
gebracht hätte?
Könnte es sein, daß er das aus Liebe gemacht hat?
(2) Ein positives angemessenes Modell konstruieren lassen:
Wie hätte die Mutter sein müssen,
...damit Du ihr all das damals hättest erzählen können?
...damit Du sie um Hilfe hättest bitten können?
(3) Die Defizite des Verantwortlichen identifizieren und z.B. im
erwachsenen Mann auch mal das Kind sehen lassen.
Was hätte Ihre Mutter in ihrer Kindheit erleben müssen, damit sie ihre
eigenen Kinder anders behandelt hätte?
(4) Die Bezugsperson diese wichtigen Erfahrungen durchleben lassen
(5) dann die traumatische Situation mit den veränderten oder
"therapierten" Personen neuerleben
5 l) Das Problemverhalten in einen anderen Rahmen stellen
Wenn ein Kind sich verantwortlich macht und dies auch rational
nachzuvollziehen ist, kann man auch mitgehen und sagen, daß das Verhalten
wirklich in dieser Situation unpassend war, aber dann den positiven Aspekt
die gute Absicht des Kindes herausstellen, die in einem anderen Rahmen
angemessen gewesen wäre.
Da hast Du etwas gemacht, was Deine Eltern wirklich verboten haben, und
es muß einen wichtigen Grund geben, warum Du das Verbot übergangen bist.
Was kann für ein Kind wichtiger sein, als das Verbot der Eltern?
(---> Neugier, Wissensdurst, Gastfreundschaft, Nächstenliebe o.ä.)
z.B. in Kriegszeiten, wenn man selbst am verhungern ist, einem Mann die
restlichen vier Kartoffeln der Familie schenken:
Jemandem etwas zu essen geben, der nichts hat, ist eine gute Sache. Es
kann vielleicht sogar ein Leben retten.
5 m) Submodalitäten erfragen und verändern lassen (nur
ergänzend!).
Vor allem im veränderten positiven Bild realitätsspezifische
Submodalitäten (Realitätsstrategien) einfließen lassen, wenn man diese
schon kennt.
- Wenn Du dieses Erlebnis jetzt nochmal besonders intensiv erleben
möchtes, welche Musik sollte dabei im Hintergrund gespielt werden?
- Könntest Du irgendwie Deine Lieblingsfarbe ins Bild bringen?
- Wie müßte diese neue Erfahrung anders sein, damit Du sie von einer
wirklichen Erfahrung gar nicht mehr unterscheiden kannst? (räumlich,
farbiger, schärfer..?)
Schritt 6-7 |